Haldern Pop Bar presents:

SAAL SAUSE

Jugendheim, Haldern, Rees-Haldern, DE

18,- zzgl. Gebühren
Entry Requirements: 12+

Einlass: 18.30 Uhr // Beginn: 19.00 Uhr

mit Anushka Chkheidze (GE), Courting (GB), Glauque (BE) & Hamish Hawk (GB)

Anschließend Aftershow in der Pop Bar

Saal-Sause 2023

Zuerst brauchten wir Teppiche, um etwas soeben Renoviertes nicht mit der Lässigkeit der Jugend gleich wieder zu ruinieren. Wir reden hier von unserem Jugendheim, dem Saal im zweiten Stock, ohne Aufzug und aus den letzten Jahren der Fünfziger.

Es gibt so wenig Fotos, zum großen Glück aber reichlich Bilder aus der Erinnerung an unsere erste Saal-Sause 1983. Ein Fiebertraum ohne Trommeln zu tragen, Platten wurden aufgelegt, das Kondenswasser rann die Wände herunter, der Teppich lag voller Kippen. Geheizt wurde mit Altmännern, so hießen damals die 1000-Watt-Scheinwerfer. Davon hängten wir viele in den Saal, überbrückten Sicherungen und der Strom floss reichlich. Das erste Ticket überhaupt, was wir hier in den Verkauf gaben, war für die Saal-Sause 1983. Zweifarbiger Druck, Perforation auf beigem Karton. Hoch- und Offsetdruck und das kleine „Charisma Männchen“ verriet unsere epische Vorliebe. Die ACL-Scheinwerfer ersetzten die Boing 747, Landungslichter der gigantischen „Seconds-out“-Tour von 1977, den Nebel brachten die Gäste mit. The Path is clear … so stürmten wir, mit Genesis und unserer Jugend, in die Zukunft. Es brauchte viel Energie, große Gesten und hier und da eine kitschige Götterdämmerung.

Heute kann ich sagen: Wir liebten diese Zeit, ihre Musik, uns selbst und auch U2. Bevor wir uns dramatisch in der Vergangenheit verlaufen, bringen wir das Heute ins Spiel. Warum Saal-Sause, was ist gegangen, was geblieben, die Welt dreht sich schneller und was bedeutet DA SEIN?

Zwei wankende Kirchtürme, umkreist von Vögeln: ein Bild ländlicher Gelassenheit. Wir sind nun älter, jung bleibt unsere Idee und teilbar. Da sein wollen wir von Januar bis Dezember, mal laut, mal leiser, gerne ansprechbar und zwischen allen Türen, Türmen und Generationen, ineinandergreifend, bei vollem Bewusstsein. Es soll dauern und wärmen, hat immer noch mit früher zu tun. Das Vergangene ist nicht tot, es ist nicht einmal vergangen.

Die Gastfreundschaft brachte uns bei, Geduld zu haben und uns alle immer wieder einzuladen, die Hocker zu platzieren, teilzunehmen und aufmerksam zu sein. Reden und geredet werden, die Spuren verdichten sich zu lebendigen Orten.

Unsere Geschichten wurden selbst zu einem Teppich, dessen Muster und Farben sich aus den Ereignissen von 40 Jahren ergeben. Auf die ersten Beat-Abende in den Sechzigern folgten Khista Dane und Dea Minos in den Siebzigern, dann die Saal-Sause, Rock im Saal, der Reitplatz und heute die Pop Bar. Mal dicker, mal dünner, im Ton greller und auch leiser, betretbar und warm, nichts für die Wand und am Boden geblieben. Ein buntes Tagebuch voller Geschichten und magischer Momente … und noch vielen offenen Seiten.

Haldern Pop